Dass ich Gedichte vertone hat sich ergeben.
Seit ich damit begonnen habe ist es eine große Leidenschaft geworden.
Ich habe zahlreiche Gedichte und Songtexte selber geschrieben und bevor ich Gedichte von anderen vertont habe, habe ich immer nur meine eigenen Songs gespielt. Mit der Zeit sind viele Vertonungen auch von Kindergedichten und anderen LyrikerInnen entstanden. Ich sammle und sammle – bin also eine klassische Sammlerin.
Seit Ende der 90er Jahre wandle ich Gedichte und auch Prosa der Kärntner Dichterin Christine Lavant in Lieder, oder genauer gesagt Songs.
Zahlreiche Songs sind entstanden. 42 veröffentlicht in meinem eigenen Label Coalboxrecords.
In den letzten Jahren habe ich mich sehr intensiv mit dem Veröffentlichen und Spielen der Lavant Songs beschäftigt. Das ist jetzt ganz bewußt beendet. Die meisten CDs sind verkauft – es wird nichts nachgepresst – und ich spiele noch auf ausgewählten Bühnen, beschäftige mich aber längst mit neuen Songs.
Wenn ich nur noch selten auftrete mit meinen Lavantsongs, dann:
- Solo
- im Duo mit Erika Pluhar – Erika Pluhar liest aus den Briefen, ich spiele aus meiner Lavantsammlung.
- im Trio mit Melissa Coleman & Pamelia Stickney
- und selbstverständlich weiterhin privat
Das sind die 4 Alben die zwischen 2018 und 2023 entstanden sind.
Am Anfang war …
… der Gedichtband von Thomas Bernhard, den ich in Innsbruck von einem Professor bekommen habe mit dem Auftrag – die Engel der Lavant zu suchen – seit dem webe ich Gedichte der Kärntner Dichterin Christine Lavant (1915-1973) zu Songs, aus purer Leidenschaft und Betroffenheit. Sehr viele Songs sind zw. 1999 – 2002 entstanden beim Lesen von „Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben“ Otto Müller Verlag Salzburg 1978 – Mein Lieblingstext ist immer noch:
„Die Stille als Eingang des Geistigen“ aus dem der Tänzer entstanden ist.
( Herzhandteller)
Was mich berührt, trifft, anspricht wandelt sich zu einem Song.
Das Vertonen der Texte von Christine Lavant ist mir beim Lesen passiert.
Versunken in ihren Worten – aufgetaucht mit Musik.
Über die Jahre sind viele viele Vertonungen entstanden.
Dabei geht es mir nicht darum, Lavants Gedichte musikalisch zu interpretieren, sondern die Gedichte als zeitlose Songtexte anzunehmen. Mich intuitiv auf Lavants Wort einzulassen und Wort und Musik zu verbinden. Ich schreibe quasi musikalisch auf, was ich beim Lesen höre.
Ich liebe ihre Sprachkunst – ihre Wortkreationen – ihre Ausdruckskraft – ihren Mut innere Zustände sprachlich auszudrücken – Dort, wo vermutlich die meisten Menschen in eine Sprachlosigkeit fallen, findet sie Ausdruck – ihre bilderreiche Sprache die den Verstand so wunderbar entspannen kann – es gibt nichts zu verstehen, nichts zu begreifen – auf den Sprachwellen reiten und sich treiben lassen – ohne Meinung. Mitfühlen und Wachsen dürfen am Erlebten, in sich Entsprechungen, Resonanzen wahrzunehmen – wieder gehen zu lassen- es ist ein innerer Prozess und er hat vor allem mit Hingabe zu tun.
In einem Körper zu leben, der durch sein nicht „normal“ funktionieren auch die Psyche ständig an die Grenze bringt ist eine ganz besondere Herausforderung. Deswegen kann Christine Lavant mit niemandem verglichen werden. Es ist ein Wunder dass sie so lange gelebt hat – und sie hat aus diesem Wunder ein großes Sprachwunder erschaffen. Ich bin ihr so dankbar!
Für mein Ohr ist Christine Lavant weder düster, noch negativ – ich höre eine mutige leidenschaftliche, liebende und kompromisslos ehrliche Stimme, die erlebtes ungeschminkt zum Ausdruck bringt und zum Glück konnte sie fluchen!
Das würde sie heute bestimmt tun, wenn sie mitbekommen würde was in ihrem Namen, mit ihrem Werk – vor allem ihren intimen Briefen passiert. Ich habe mit ihr auf der anderen Ebene viele Gespräche geführt, bevor ich die Songs veröffentlicht habe. Erst als ich eine Einwilligung gespürt habe, bin ich damit hinaus und ich habe es nie bereut und die Resonanz ist enorm.
Ich bin dankbar, und freue mich so sehr an dieser wunderbaren und aufregenden Arbeit. Nicht nur das Vertonen, das Aufnehmen, die inspirierende Zusammenarbeit mit vielen großartigen MusikerInnen –
vor allem eben die Resonanz erleben mit all den Menschen die die Songs live hören oder zu Hause – die tiefgehenden Gespräche nach Konzerten – Menschen die mir schreiben – die Lyrik lieben, mir Gedichte schicken, es ist immer wieder etwas ganz Besonderes.
Das Medium CD ist leider am Ende angekommen, seit die neuen Autos keine CD Player mehr haben – und streaming kommt aus rechtlichen Gründen nicht in Frage. Lösung hab ich keine und such ich auch nicht. Es ist wie es ist. D´accord.
Ich freu mich natürlich umso mehr, dass dennoch immerwieder CDs bestellt werden, auch aus der Schweiz und aus Deutschland, obwohl ich überhaupt keine Werbung mache.
von Social halte ich viel, von media wenig – fühle keine Resonanz mit Instragram etc. lese lieber in Büchern und treffe Menschen – face to face!
Für mich ist die unsichtbare Welt genauso bedeutend wie die sichtbare – drum stört es mich überhaupt nicht unsichtbar zu sein – und mit Langsamkeit bin ich auch einverstanden.
… and in the end…
Nach 4 Alben werde ich keine LavantSongs mehr veröffentlichen aber weiterhin für Menschen live spielen und selbstverständlich weiter komponieren und auf besserer Zeiten warten für die Veröffentlichung.
Jetzt wo die intimen Briefe zwischen Werner Berg und Christine Lavant völlig aus dem Zusammenhang gerissen erschienen sind, die niemals für die Öffentlichkeit bestimmt waren, möchte ich mich wichtigen Sachverhalten widmen, die zur Klärung beitragen. Es ist ein schwerer Schlag für die Kunstschaffenden ganz allgemein. Mit unveröffentlichtem Material so respektlos umzugehen macht mich einfach sprachlos.
Es tut mir unendlich leid für Christine Lavant, dass ihr Werk 50 Jahre nach ihrem Tod in so einem toxisches Feld gefangen ist. So schade – aus meiner Sicht hätte sie es mehr als verdient als Lyrikerin, Schriftstellerin ernst genommen zu werden. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihr Neffe Armin Wigotschnig sich das auch anders vorgestellt hat, als er den Nachlass übergeben hat.
Das Buch das er 1978 herausgegeben hat gemeinsam mit Johann Strutz heißt: „Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben“ – das ich jedem Leser, jeder Leserin wärmstens empfehlen kann um in die faszinierende Welt der Lavant einzusteigen. Eine wunderbare Sammlung von Lyrik, Prosa und Briefen. Ich empfehle allen Lavant Interessierten zuallererst alles zu suchen was im Otto Müller Verlag erschienen ist – leider können diese Ausgaben nur noch auf Umwegen gefunden werden – aber es lohnt sich. „Die Schöne im Mohnkleid“ ist eines meiner Lieblingsbücher – herausgegeben im Auftrag des Brennerarchivs. Dort begann meine Lavantreise und damals war alles noch in sich stimmig. Es ist leider sehr viel verloren gegangen durch die Neuauflagen. Schade.
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In meinem Label Coalboxrecords sind zwischen 2018 und 2023
insgesamt 4 Alben erschienen.
Aktuell schreibe ich an neuen Songs, bzw. nehme ich Songs auf werde sie aber wie gesagt nicht mehr veröffentlichen!
ramona.kasheer@gillard.at«Du von draußen ich von drinnen» (2018) – vergriffen!
«Fluchtwurzel» (2019)
«Herzhandteller» (2020) – nur noch wenige Exemplare!
«Heimgehn» (2023)
In jeder CD gibt es ein Booklet mit den Gedichten von Christine Lavant.
Jeder Tonträger ist in einer limitierten Auflage von 500 Stück bei |coalboxrecords| erschienen und wird nicht nachgepresst!
Die Texte von Christine Lavant sind zu finden bei
Christine Lavant @ Wallstein Verlag, Göttingen
Die Verwendung der Texte von Christine Lavant für die Produktionen wurde freundlicher Weise vom Wallstein Verlag genehmigt.
Alle bisher erschienen «Lavant»Tonträger wurden dankenswerter Weise vom SKE-Fonds der AustroMechana gefördert.
Die CDs mit den LAVANT Songs gibt es ausschließlich DIREKT HIER online zu bestellen. – kein Vertrieb, kein Streaming –
Folgende Gedichte von Christine Lavant sind als Songs auf meinen Alben erschienen:
Du von draußen, ich von drinnen – Du hast die Landschaft – Pflaumenkern – Fröstelnd im Nebel – Zecherbecher – Ich will das Brot mit den Irren teilen – Alter Schlaf – Sind das wohl Menschen – Knüpf mein Fühlen ineinander – Fluchtwurzeln – Taubenbach – Wie pünktlich die Verzweiflung ist – Frecher Regen – Hiroshima – Du weißt nicht wie das mühsam ist – Letztes Wiegenlied -Lieber Vogel – Kränkungen – Herzhandteller – Was mir vom ganzen Denken blieb – Bettlerlied – Es riecht nach Weltuntergang – Rings um mich – Ach ich lieb dich – Pfauenzelt-Dorf – Der Mond nimmt zu – Tänzer – Am Morgen noch sing ich – Komme du Scheuer- Löwin meiner Schwäche- Über so hauchdünnen Schlaf – Heimgehn – Stählernes Brot – Schlafzeitlose- Rauer Salbei – Zwei Schiffe – Kleines Weihnachtslied – Paris – Sterne zählen -Diese Nacht war ein Wolf – Ich bete so –
Folgende MusikerInnen haben mitgewirkt:
Koehne – Quartett
Joanna Lewis – Violine,
Anne Harvey-Nagl – Violine
Emily Stewart – Viola,
Melissa Coleman – Cello
Edgar Unterkirchner – Saxophon
Walter Singer – Kontrabass
Ramona Kasheer – Gitarre, Gesang, Piano
Ruei-Ran Wu – Bandoneon
Pamelia Stickney – Theremin
Robin Gillard – Hang
Rolf Aberer – String-Arrangement
Robin Gillard – Aufnahme & Mischung
Werner Angerer – Mastering
aufgenommen im Happy Road Studio
erschienen bei coalbox records
Video zum Song „Zecherbecher“
500 bewegte Kaffeebilder – Tod und Leben geben sich die Hand – kein entweder oder – sondern ein sowohl als auch, ein hier und da –
„einmal waren alle Lippen“
Dieses Video hat Ulli Fuchs vom Labor Alltagskultur ermöglicht.
Vielen Dank Ulli!
ANIMAtion: Amelie Schlögelhofer
Studio für experimentellen Animationsfilm
Abteilung Prof. Judith Eisler
Universität für Angewandte Kunst Wien